Erinnerungsreise nach Auschwitz
Pandemiebedingt mussten wir diese für uns so wichtige Reise immer wieder verschieben, aber am 01. Februar 2023 war es endlich soweit: Studierende der Semester AO 5, AO 6 sowie VM 5 und VM 6 machten sich mit ihren Geschichtslehrerinnen Anna Bartel und Stefanie Breyther auf den Weg nach Polen, um u.a. die Gedenkstätte des KZ Auschwitz zu besuchen.
Unsere Reisegruppe traf sich morgens um 6 Uhr am Flughafen Dortmund, wo der Abflug so pünktlich erfolgte, dass wir bereits um 10 Uhr in Kattowitz landeten. Nach einer ca. anderthalbstündigen Fahrt kamen wir in unserem Hotel in Krakau an. Dieses lag im Bezirk „Kazimierz“, dem jüdischen Viertel südöstlich der Altstadt.
Nach dem Einchecken haben wir auf eigene Faust die Stadt erkundet: die Tuchhallen, die Marienkirche, der Wawel oder Oskar Schindlers Emaillefabrik sind nur einige exemplarische Beispiele für die zahlreichen Sehenswürdigkeiten der wunderschönen Hauptstadt der Woiwodschaft Kleinpolen.
Am Abend stand dann ein weiteres Highlight an, ein gemeinsames Abendessen im Restaurant „Klezmer-Hois“. Für viele von uns war es das erste Mal, dass wir die traditionelle jüdische Küche probieren konnten, das Restaurant beachtet die Regeln des koscheren Kochens. Die Auswahl reichte von „Kugel“, einem gebackenen Reibekuchen, über Lamm oder Brühe mit „Kreplach“, einem Krapfen. Köstlich!
Am nächsten Morgen brachen wir dann um 9 Uhr in Richtung Oświęcim (Auschwitz) auf. Nach dem Einchecken im Hotel stand dann die vierstündige Führung im Stammlager (Auschwitz I) auf dem Programm – und damit kam es dann für viele von uns zur ersten Begegnung mit dem Ort, den wir bisher nur aus Dokus oder dem Geschichtsbuch kannten. Wir durchquerten das Tor mit der zynischen Schrift „Arbeit macht frei“, besichtigten Block 5 mit den Beweisen der nationalsozialistischen Verbrechen (Haarberge der Opfer, Schuhe, Koffer, leere Zyklon B-Dosen) und sahen die erschreckend kleinen Stehbunker in Block 11, dem so genannten „Todesblock“. Unmittelbar hinter dem Galgen, an dem der Lagerkommandant Rudolf Höß 1947 als Kriegsverbrecher hingerichtet wurde, wurden wir mit Krematorium I und der ersten Gaskammer konfrontiert, die ab August 1940 in Betrieb genommen wurde. Für uns war es ausgesprochen bedrückend, genau dort zu stehen, wo so viele unschuldige Menschen ihr Leben lassen mussten!
Am nächsten Morgen stand dann die vierstündige Führung in Auschwitz-Birkenau (Auschwitz II) auf dem Programm. Viele von uns kannten das Eingangstor und die Rampe aus dem Spielfilm „Schindlers Liste“ – jetzt genau dort zu stehen, wo Männer von ihren Ehefrauen und Kindern getrennt und oft direkt in Richtung der Gaskammern geschickt wurden, hinterließ bei vielen von uns einen Kloß im Hals.
Während unseres Rundgangs in Auschwitz II sahen wir die Ruinen von Krematorium IV, das 1944 bei einem Aufstand des Sonderkommandos zerstört wurde, eine Holzbaracke oder die Sauna, ein eingeschossiges Backsteingebäude. Es diente als „Entwesungs- und Desinfektionsanlage“ bei der Aufnahme von deportierten Menschen, die in dem KZ Auschwitz als Häftling verbleiben sollten. Heute befindet sich hier eine Fotoausstellung. Gezeigt wurden uns Fotos, die man den Ermordeten abgenommen hatte. Uns lächelten viele Kleinkinder an, wir sahen auf Decken liegende Babys oder glückliche Brautpaare. Uns wurde hier schmerzhaft bewusst, dass all diese glücklichen Leben von den Nationalsozialisten zerstört worden sind, denn der Großteil der Menschen auf den gezeigten Fotos ist unmittelbar nach der Ankunft im Lager selektiert und vergast worden.
Welches Resümee zieht man nach einer solchen Reise? Wir waren uns einig, dass der Besuch einer solchen Gedenkstätte eigentlich für jeden Schüler/jede Schülerin verpflichtend sein sollte. Denn wie sagte der Holocaust-Überlebende Max Mannheimer: „Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon!“
Also: „Wehret den Anfängen!“ und haltet die Erinnerung wach!
Text und Bild: Stefanie Breyther
