Nachdem wir im November 2017 mit einer ca. 25-köpfigen Gruppe nach Mölln aufgebrochen waren und an den Gedenkfeiern anlässlich des 25. Jahrestages der rassistischen Brandanschläge teilgenommen hatten, war von den Studierenden immer wieder der Wunsch geäußert worden, eine Nachbetrachtung mit Ibrahim Arslan zu machen.
Ibrahim hat den Anschlag als 7-jähriger Junge überlebt und reist seit einigen Jahren als Zeitzeuge durch deutsche Schulen, um von seinen Erlebnissen zu berichten und vor jeglichen Formen von Rassismus zu warnen – so war er im April bzw. im Juli 2017 auch bei uns in Neuss.
Nachdem einige terminliche Barrieren beiseite geräumt waren, ist es am 18. Juni 2018 soweit: Ibo Arslan und sein Cousin Sezer, den wir in Mölln bzw. Hamburg kennen gelernt hatten, sind zu Gast am TSK. Das Semester VM 3 bleibt im Anschluss an den Vormittagsunterricht extra in der Schule, um diese Veranstaltung zu gestalten, mit dabei waren auch die Schulleitung und einige unterrichtende Lehrer. Die Studierenden berichten über ihre Erlebnisse und Beobachtungen während der Möllner Gedenkfeiern: kritisch hinterfragt wird immer noch die Einstellung des Möllner Bürgermeisters, der die Ereignisse des Jahres 1992 am liebsten vergessen möchte und den Opfern nur bedingt Gehör schenkt.
Emotional verlesen Alice Hohenhaus und Nikou Nikpoor (VM 3) erneut die Rede, die sie einige Monate zuvor vor dem Brandhaus vorgetragen haben. Sie hätten, so die Beiden, mit vielen Emotionen gerechnet, aber der Ort des Geschehens und der Blick in Ibrahims betroffenes Gesicht hätten eine Kontrolle der eigenen Emotionen unmöglich gemacht.
Nach Betrachtung unseres Filmbeitrags für Familie Arslan kommen dann die Betroffenen selber zu Wort: vor allem Ibo richtet sehr persönliche Grußworte seiner Eltern aus, die die Studierenden mittlerweile als Teil der eigenen Familie sehen – so wichtig ist ihnen die Unterstützung aus Neuss. Auch Ibrahim betont immer wieder, dass er überall in Deutschland auf „seine“ Neusser Schule angesprochen wird, die ihn so maßgeblich unterstützt hat: „Eure Unterstützung bedeutet mir unendlich viel. Ihr seid nicht irgendjemand für mich, ihr seid mir wichtig“, so Arslan. Sein Cousin Sezer, der an diesem Tag das erste Mal vor einer Schulklasse steht, ist sehr bewegt und berichtet, dass er nunmehr seinen Cousin in seiner Arbeit unterstützen möchte: „Durch euer Engagement habe ich erkannt, was Ibrahim alles leistet!“.
Nach der ca. 90-minütigen Veranstaltung sind sich alle einig: Das Projekt hat die Studierenden zu Freunden gemacht, die gezeigte Solidarität hat auf allen Seiten eine Gemeinschaft geschaffen, die noch viele gemeinsame Projekte umsetzen möchte….
Die Fotos wurden uns freundlicherweise von Frau Breyther zur Verfügung gestellt.